Dr. des. Sarah Isabell Mund
Kurzbiografie
Seit 2024
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Ethnologie, Universität zu Köln
2021-2024
Promotion im Fach Ethnologie und Stipendiatin der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities, Cologne
2019
Studien-und Forschungsaufenthalt an der University of British Columbia, Kanada
2018
Auslandssemester am Goldsmiths College, University of London, Großbritannien
2017-2020
Masterstudium in der Ethnologie, Universität zu Köln
Interessengebiete
- Mensch-Umwelt-Beziehungen
- Indigenität
- Multispecies Ethnography
- Ko-Produktion von Wissen
- Ozeane und Fischerei
- Nordamerika
Vergangene Forschungsprojekte
Die Westküste Kanadas im Anthropozän - die Auswirkungen von Aquakulturen auf die bedeutende Beziehung zwischen Lachsen und Menschen
Wie Ressourcennutzung nachhaltig gestaltet werden kann, ist insbesondere in pluralen, multikulturellen Gesellschaften ein zentrales Problem demokratischer Orientierung und zivilgesellschaftlicher Entscheidungsfindung. Dürfen Minderheiten – kulturell, sozial oder wirtschaftlich gefasst – über die Verwendung von natürlichen Ressourcen in „ihrem“ Lebensraum autonom entscheiden, haben sie ein wesentliches Mitspracherecht oder müssen sie sich letztlich Mehrheitsmeinungen beugen? Diese Fragen stellen sich insbesondere bei Ressourcennutzung in indigenen Territorien, bei denen wie in Kanadas die Situation der Landrechte Indigener umstritten ist.
Ein Beispiel hierfür sind Lachs-Aquakulturen an der Westküste Kanadas, die sich in indigenen Territorien befinden, jedoch oft ohne die Zustimmung indigener Gruppen betrieben werden. Diese Fischfarmen haben gravierende soziale, kulturelle und ökologische Auswirkungen. Sie gefährden den Bestand der heimischen, wilden Lachse durch Krankheiten, Verschmutzung und Verdrängung. Wilde Lachse sind jedoch von elementarer Bedeutung für die Menschen vor Ort, speziell die indigene Bevölkerung, sowie das Ökosystem - wie schon klassische Ethnographien, unter anderem von Franz Boas verdeutlichen.
Ziel dieses Projekts ist es, diese bedeutende Beziehung zwischen Menschen und Lachsen zu betrachten und speziell die Auswirkungen von Aquakulturen, sowie anderen Formen von Ressourcennutzung und klimatischen Veränderungen zu beschreiben. Im Jahr 2020 entschied die kanadische Regierung einen Teil der Aquakulturen an der Küste British Columbias, die an der Wanderroute der heimischen Lachse verortet sind, in den nächsten Jahren auslaufen zu lassen und diese Farmen in neue Formen zu transformieren. Spannend ist es nun zu begleiten, wie diese Transformation aussieht, wie Indigene in diesen Prozess eingebunden werden und welche Perspektiven dies für andere Regionen bietet.