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Erkenntnistheorie nach dem Aufstieg des globalen Südens

 
Boike Rehbein 

Humboldt-Universität Berlin

Das Ende euro-amerikanischer Weltherrschaft erfordert eine Revision unserer Erkenntnistheorie. Bislang ist Erkenntnistheorie stets aus einer ethnozentrischen Perspektive betrieben worden. In einer globalisierten Welt ist die ausschließliche Fixierung auf die je eigene Tradition jedoch nicht mehr möglich. Menschen aus China und Indien können mit gleichem Recht Anspruch auf universale Wahrheiten erheben wie die aus Europa und den USA. Sie können sie heute auch mit der gleichen Macht durchsetzen. Der Universalismus ist kaum noch plausibel. Der Relativismus ist in einer globalisierten Welt allerdings keine Alternative mehr, weil man sich nicht auf das je Eigene oder in eine Beliebigkeit zurückziehen kann. Vor diesem Hintergrund wird es möglich, eine globale Hermeneutik jenseits von Universalismus und Relativismus zu entwerfen. Sie zeichnet sich durch die Konstruktion von Konfigurationen auf der Grundlage klar begrenzter empirischer Forschung, wechselseitigen Lernens und reflexiver Kritik aus.

November 05, 2014