Focus
Hoffnung am Kap der Guten Hoffnung?
Ein Vortrag von Dennis Goldberg
Seit dem Ende der Apartheid in Südafrika sind über 20 Jahre vergangen, doch auch heute zählt Südafrika zu den Gesellschaften mit dem größten Wohlstandsgefälle der Welt. Insbesondere junge Menschen protestieren seit Monaten massiv gegen die ungleiche Verteilung von Einkommen, Bildungschancen und Privilegien, denn gerade die schwarze Bevölkerung ist nach wie vor extrem benachteiligt. Auch die Korruptionsvorwürfe gegen die Regierung unter Jacob Zuma, die schlechte Wirtschaftslage und die Polizeigewalt verschärfen die gesellschaftlichen Spannungen.
Denis Goldberg war Aktivist und Zeitzeuge des Anti-Apartheid-Kampfes und engagiert sich noch heute dafür, die Lebenssituationen und Zukunftschancen benachteiligter Menschen in Südafrika zu verbessern. Er gibt interessante Einblicke in die Entwicklung der seit nunmehr zwei Jahrzehnten demokratischen Republik Südafrika und zeigt auf, welche Ungleichheiten das Ende der Apartheid überdauert haben und sich in der aktuellen Krise ausdrücken. Mit seinen Einschätzungen über die aktuelle Situation stellt er zugleich mögliche Optionen und Perspektiven für die Zukunft des Landes und des Kontinents zur Diskussion.
Gast:
Denis Goldberg, geboren 1933, wuchs als Sohn jüdischer Einwanderer im südafrikanischen Kapstadt auf. Geprägt durch seine kommunistische Erziehung schloss er sich in den 1960er Jahren dem militanten Zweig der Befreiungsbewegung des African National Congress (ANC) an. So wurde er zum Freiheitskämpfer im Widerstand gegen die Apartheid an der Seite Nelson Mandelas. 1963 wurde er im Rivonia-Prozess zusammen mit Mandela und anderen Genossen aufgrund seines Widerstands gegen das Regime zu lebenslanger Haft verurteilt. 22 Jahre lang saß er bis zu seiner Freilassung im Jahr 1985 als einziger verurteilter Weißer des Prozesses im Zentralgefängnis Pretorias. Nach seiner Freilassung ging er ins englische Exil, arbeitete in der dortigen ANC-Zentrale und gründete 1994 die bis heute in England und Deutschland aktive NGO Community H.E.A.R.T. (Health Education and Reconstruction Training), welche sich für Gesundheitsvorsorge, Wohnraumprojekte, Bildung und Gewaltfreiheit im südlichen Afrika einsetzt. Seit 2004 lebt er wieder in Südafrika und arbeitete unter anderem als Berater für verschiedene Ministerien.