PD Dr. Angelika Mietzner
Institut für Afrikanistik
Email: a.mietzner@uni-koeln.de
Kurzbiografie
Seit 2017
Wissenschaftliche Mitarbeiterin. Institut für Afrikanistik und Ägyptologie, Universität zu Köln.
2018
Habilitation im Fach Afrikanistik an der Universität zu Köln. Habilitationsschrift „Cherang’any. A Kalenjin Language of Kenya“
2014 – 2016
Wissenschaftliche Mitarbeiterin. Die Sprache der Cherang’any. Gelebte Sprache, Kultur und Sprachkontakt in einem kolonialen Konstrukt (DFG)
2011 – 2014
Wissenschaftliche Mitarbeiterin. Die Marakwet-Sprachen (Süd-Nilotisch): Deskription und Vergleich (DFG).
2009
Promotion im Fach Afrikanistik an der Universität zu Köln bei A. Storch mit der Arbeit „Räumliche Orientierung in nilotischen Sprachen: Raumkonzepte – Direktionalität – Perspektiven“.
2006 – 2008
Wissenschaftliche Mitarbeiterin von Prof. Anne Storch (Köln) im Forschungsprojekt Flussläufe als Korridore der Transmission typologischer Merkmale in den Sprachen Zentral-Westafrikas und Ostafrikas (DFG).
2002 – 2004
Wissenschaftliche Mitarbeiterin von Prof. Rainer Vossen (Frankfurt) im Forschungsprojekt Vergleichende Untersuchungen zur diachronen Stratifizierung des Sprachkontakts in der Sahel- und Sudanzone. Das Wortgut und seine räumliche Verteilung innerhalb des Mande, Tschadischen, Kuschitischen, Omotischen und Nilotischen (DFG).
1997 – 1998
Wissenschaftliche Mitarbeiterin von Prof. Franz Rottland (Bayreuth), Lehrstuhl Afrikanistik II.
Forschungsinteressen
- Nilotische Sprachen (Nilo-Saharanisch)
- Sprache im Tourismus
- Sprache als soziale Praxis
- Anthropologische Linguisitik
- Philanthropischer Tourismus in Afrika
- Kenia
Forschungsprojekte
Die Grammatik des Ortes Tiwi an der kenianischen Südküste
Die Grammatik eines Ortes beleuchtet die Gemeinschaft der Digo (Mijikenda) unter einem besonderen Blickwinkel: Es wird untersucht, ob die Gemeinschaft wie eine Sprache in einer Grammatik beschrieben werden kann. Diese metaphorische Herangehensweise sieht die Menschen und deren Aktionen als grundlegende Teile einer Grammatik: Nomen, die jeder einen Namen, eine Identität und eine Rolle in der Gemeinschaft haben. Tägliche Aktivitäten und Aktionen, wie Landwirtschaft, Handwerk, Kochen und Unterrichten, fungieren als Verben, die die Gemeinschaft in Bewegung halten. Charaktereigenschaften und Merkmale der Gemeinschaftsmitglieder werden als Adjektive betrachtet, die die individuellen Beiträge zur Dorfgemeinschaft unterstreichen. Präpositionen spiegeln die Beziehungen und Verbindungen innerhalb der Gemeinschaft wider, ähnlich den Verknüpfungen in der Sprache. Dazu kommen Valenzfaktoren, wie der Einfluss von NGOs, Kolonialität und Religion, die sich stärkend oder schwächend auf die Gemeinschaft auswirken. Stille Kommunikation durch Ahnen, Geister und Neid, oder Emotionen, ausgedrückt durch Farben und symbolische Worte auf Kangas, sowie ein Vokabular der Kontingenz, das auf spezifische Bedingungen reagiert, sind weitere Aspekte dieser Analogie.
Heilige und Sünderinnen: Stimmen kenianischer Frauen im philanthropischen Tourismus
Dieses Projekt analysiert Narrative von Frauen, die in den extrem unterschiedlichen Tourismusbranchen „Philanthropischer Tourismus“ und „Sextourismus“ arbeiten.
Zum einen werden Frauen, die in einem sozialen Projekt Arbeit gefunden haben, in ihren Erzählungen über ihre Vergangenheit begleitet, welche meistens die Gründerin des Projekts als Retterin stilisiert. Des Weiteren werden Lieder, die die Frauen dieses Projekts bei Besuchen von Touristen vortragen und ebenfalls die Gründerin als omnipräsente Retterin beinhalten, diskursanalytisch bearbeitet.
Zum anderen erzählen kenianische Frauen, die an der touristischen Küste Kenias der Prostitution nachgehen, ihre Geschichten. Oft nicht nachzuvollziehende Geschichten lassen vermuten, dass die Artikulation des traumatischen Erbes und Transgression ein Umgehen mit der eigenen Geschichte ermöglichen.
Die Narrative beider Bereiche gehören zu einem Genre, das notwendig ist, um andere, und in diesem Falle die Touristen, zu fesseln und finanzielle Unterstützung zu bekommen. Machtbeziehungen beherrschen die Treffen zwischen den Erzählenden und den Hörenden, die kontinuierlich produziert werden, da eine Abhängigkeit auf beiden Seiten besteht. Die Frauen wagen den Schritt aus der Unsichtbarkeit heraus in die Sichtbarkeit der Prekarität, was offensichtlich als persönliche Überwindung gesehen werden kann und was eine Variable benötigt, die die Erzählungen leichter werden lässt: Eine Heilige oder eine Sünderin.
Researcher: PD Dr. Angelika Mietzner, Bonciana Lisanza (Eldoret)
Bad language: noises, silences, ruptures
Language that is out of place, not spoken “properly”, a conversation on the impossible, the unspeakable and the unheard of: what is language really when it is not under control, torn and broken?
This project is about language that differs from normative representations, not (only) as a deliberate subversive performance (but also this), but also as a construction of perceived inadequacy and as agentive speech that does the wrong kind of things. Swearing and cursing, yelling, mocking, shouting and crying are in the focus of the project.
It looks at language at places that are not so often investigated by linguists, such as beaches, where language leads a life apart, liminal and strange.
Researcher: Prof. Dr. Anne Storch, PD Dr. Angelika Mietzner, Prof. Dr. Nico Nassenstein (Mainz)
Kritische Afrikanistik
Die Afrikanistik ist, wie vergleichbare andere Disziplinen auch, ein koloniales Fach: Gegründet während der kolonialen Expansion Europas, über eine lange Zeit Diskurshoheit zu „Afrika“ einfordernd, sich erst allmählich kritischer Selbstreflexion stellend, und institutionell genordet.
Dieses Projekt setzt sich einerseits mit kritischer Wissenschaftsgeschichte und koloniallinguistischen Fragen auseinander, andererseits mit der eigenen Positionalität, neuen Möglichkeiten der wissenschaftlichen Konversation und Dissemination.
Es trägt zur Gestaltung von Workshops, Residencies, Tagungen und Gesprächsverabredungen bei, unterstützt die Entwicklung neuer Publikationsformen (z.B. The Mouth) sowie der selbstkritischen Betrachtung des materiellen Umfelds afrikanistischer Forschung und Lehre.
Researcher: PD Dr. Angelika Mietzner, Prof. Dr. Nico Nassenstein (Mainz), Prof. Dr. Axel Fanego Palat (Frankfurt), Prof. Dr. Anne Storch
Language and Tourism
Tourism, as one of the most ubiquitous and powerful contexts of mobility and cross-linguistic interaction, is a complex context in which historically rooted entanglements (linguistically, ideologically, economically) are played out by the different participants.
A sociolinguistics of tourism increasingly needs to turn the gaze to the contexts in which power inequalities, resistance and subversion, social injustice and struggle critically define interactions. In such contexts, language may not so much be seen as monolithic structure or multilingual wealth and diversity, but as a possibility painted by ideologies and objectifications, as well as living, messy practice that facilitates quick encounters.
This project is about language in tourism: its mobilities, dynamics, ideologies and consumptions.
Researcher: PD Dr. Angelika Mietzner, Prof. Dr. Anne Storch, Prof. Dr. Nico Nassenstein (Mainz)