Im Griff der Globalisierung. Das Agrobusiness in Brasilien und seine Folgen
Martin Coy
Universität Innsbruck
Im Zuge des weltweiten Booms der commodities hat die brasilianische Wirtschaft in den letzten Jahren einen Prozess der „Re-Primarisierung“ durchlaufen. Neben mineralischen spielen in diesem Zusammenhang agrarische Rohstoffe, vor allem Soja, eine zentrale Rolle, wobei sich die Absatzmärkte zunehmend von Europa nach Asien verschieben. Von dieser Entwicklung sind einige Teilregionen Brasiliens in besonderem Maße betroffen. So haben hochmoderne, ausschließlich weltmarktorientiert wirtschaftende Großfarmen in den letzten den vormals absolut peripheren Bundesstaat Mato Grosso im Übergang des brasilianischen Mittelwesten nach Amazonien zu einer der weltweit wichtigsten Regionen des Sojaanbaus gemacht. Diese „Erfolgsgeschichte“ ist jedoch mit erheblichen sozialökologischen Kosten verbunden. Die Abhängigkeit von den globalen Märkten führt zu besonderen Verwundbarkeiten, zur Verdrängung derjenigen, die mit der globalisierten Landwirtschaft nicht mithalten können, und zu permanentem Anpassungsdruck. So sind die letzten Jahre beherrscht von Großprojekten zum Ausbau logistischer Infrastrukturen (insbesondere dem Fernstraßenbau und der Anlage von Privathäfen am Amazonas), die die Einbindung der Region in globale Wertschöpfungsketten erleichtern und garantieren sollen. Das dadurch verursachte sozialökologische Konfliktpotenzial ist enorm. Das widersprüchliche Spannungsverhältnis zwischen wirtschaftlichem Erfolg, sozialer Verdrängung und ökologischer Degradierung sowie die Frage nach alternativen Entwicklungspfaden stehen im Zentrum des Vortrages.
July 8, 2015