Im Rahmen des Projekts wird die Verwendung der Bibel in der Hagiographie in der mittelbyzantinischen Zeit untersucht. Es wird herausgearbeitet, welche Bilder und Zitate aus der Bibel in hagiographische Texte Eingang fanden, wie hagiographische Texte in der Gesellschaft, der (literarischen) Kultur, der Liturgie der Kirche und der Volksfrömmigkeit rezipiert wurden und inwiefern sie zur Bildung einer byzantinischen Identität und zur Entwicklung der orthodoxen griechischen Kultur beigetragen haben.
Das Forschungsprojekt beruht auf drei Säulen:
Erstens wird die Präsenz biblischer Stellen in mittelbyzantinischen hagiographischen Texten in einer öffentlich zugänglichen Datenbank erfasst und analysiert (https://www.biblindex.org/en).
Zweitens werden hagiographische Texte, in denen (bisweilen in polemischer und konfrontativer Weise) das Verhältnis zwischen orthodoxen und heterodoxen Christen sowie Andersgläubigen thematisiert wird, untersucht. Damit wird die Funktion von Heiligenviten als einem Instrument zur öffentlichen Meinungsbildung und zur Durchsetzung der imperialen Ideologie im Byzantinischen Reich herausgearbeitet.
Drittens wird Hagiographie in Hinblick auf Sprache, Stil und rhetorische Mittel untersucht. Erwartet werden dadurch Aufschlüsse über die Entwicklung der literarischen Gattung sowie den Bildungsstand der Autoren und Leser.
Projektleitung: Prof. Dr. Claudia Sode (Abteilung Byzantinistik und Neugriechische Philologie), Prof. Dr. Reinhart Ceulemans (KU Leuven)
Projektlaufzeit: 01.10.2022 – 30.09.2025
Förderung: Fritz-Thyssen-Stiftung